Bericht der Saison 2013/2014

von Georg Kirchner

Bereits Mitte September 2013 wurde der Container in Roitzschjora (das ist ca. 50 km nördlich von Leipzig) beladen; insgesamt heuer mit 5 Eigenstartern (mein eigener Nimbus 4DM, ein weiterer 4DM, eine ASW 22 BLE, ein Arcus M; und eine ASH 31). Das größte Problem – die geschwungenen Flächen des Arcus passen nicht wirklich in das Verlade-Schema – konnte durch geschickte Anordnung schon nach wenigen Ausräumen / Wieder – Einräumen / Kopfhaut kratzen / Diskussionen etc.… gelöst werden… .

Am Freitag, 29.11.2013, starte ich von Graz über Frankfurt Richtung Südafrika; mein Kopilot Arnold (‚Nolde’) Fauner flog schon 1 Woche vor mit dienstlich nach East London (Südafrika). Mein Flug ist problemlos – ich habe so gut geschlafen, dass ich glatt das Frühstück versäumt habe (erstaunlich, wie gut schon die leichtesten Schlaftabletten wirken).

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Landeanflug auf Johannesburg

Treffpunkt mit Nolde auf dem Flughafen Johannesburg, das vorbestellte Auto übernommen, und sowohl mein als auch Noldes Navi angeworfen; die beiden sind sich nicht einig, wir folgen dem einen – und das beschert uns eine Führung quer durch die verstopfte Innenstadt von Johannesburg …

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Auf der 600-km-Fahrt von Johannesburg nach Kuruman: Schaut nach etwas übertriebener Thermik aus…

Nach ca. 600 km Autofahrt Ankunft in Kuruman; wir treffen uns mit den Fliegerkollegen im besten Steak-Haus von Kuruman (kein Sarkasmus – die Steaks dort sind wirklich hervorragend …)

Einchecken in der Unterkunft: Sehr gepflegte Bungalows im afrikanischen Stil: Rundbauten, mit dicht gepresstem Schilf gedeckt, Swimmingpool etc. Allerdings haben wir anfangs etwas Pech: Unsere beiden Erst-Bungalows liegen direkt neben diesem Swimmingpool; dort feiert ab 02:00 morgens eine Horde ziemlich Angetrunkener ziemlich lautstark. Die Chefin der Lodge bietet uns aber sofort 2 andere Bungalows an – wesentlich größer, komfortabler, und gaaaaanz weit weg vom Pool… .

Sonntag, 1. Dezember 2013

Am nächsten Tag wird der Nimbus aufgerüstet, eingerichtet, gewaschen und gepflegt; diesmal gibt’s auch keine ‚Transport-Löcher’ oder ähnliche Beschädigungen. Gert und Hans – die beiden organisieren dieses Fluglager – montieren mittlerweile eine Anhängekupplung an unseren Polo; da wir aber nie wissen, welches Auto wir letztendlich bekommen, muss das im Container mitgekommene Material eben mit Flex, Schweißgerät und Bohrmaschine angepasst werden; und unser Polo hat nun ein paar Löcher mehr in der Bodenplatte…

KG_Kuruman_2013_Bild4Der Tag endet am Flugplatz mit einem perfekten Eintopf-Gericht, fabriziert im typischen Kessel: Der hat immerhin ein Fassungsvermögen von ca. 9 Liter.

Montag, 2. Dezember 2013

Wir sind hier am Rande der Kalahari-Wüste – und es regnet fast den ganzen Tag (!?!); laut Einheimischen der erste Regen seit mehr als einem halben Jahr…. Keine Ahnung, wohin das Wasser verschwindet – jedes Flussbett ist auch nach solch starken Güssen noch immer komplett trocken.

Wir nutzen den Tag für weitere Organisations-Arbeiten: Einkaufen; SIM Card für Datenstick besorgen etc. Gar nicht so einfach – die Leute von Vodafone sind zwar sehr kompetent, aber durch Stromausfälle kommen sie oft einfach nicht in ihre Datenbänke rein (Kommentar eines Verkäufers, der normalerweise in Johannesburg arbeitet: „Welcome in Kuruman“)

Es hat schon einen eigenen Reiz, bei 0°C von Graz wegzufliegen, dann hier am Abend noch schnell eine Runde im Pool, und dann bis kurz vor Mitternacht im T-Shirt vorm Bungalow den guten hiesigen Rotwein zu genießen J, und dabei uns gegenseitig Sprüche, Flieger-Stories etc. zu erzählen; hier eine Auswahl:

Ossi-Spruch über anmaßende Wessis:

„Der Fuchs ist schlau – er stellt sich dumm; beim Wessi ist es anders rum“ „Polnischer Triathlon: Zu Fuß ins Schwimmbad, und mit einem Fahrrad zurück“

„Vater verdient die Brötchen, Mutter streicht sie, und ich esse sie“ „Hausverstandslehrgang“, „Durchblickerkurs“; gute Leute kriegen das „Blitzgneißerdiplom“ Usw…

Dienstag, 3. Dezember 2013

Es regnet nur mehr am Vormittag; Nachmittag reißt es auf; aber eine Basis von maximal 900 m GND, starker Wind, und unlandbare Gegend rundherum hält uns vom Erststart ab …. Wir genießen eine weitere Eintopf-Art; angeblich ein Hirtengericht aus Aserbeidschan; auch das schmeckt hervorragend. Für Interessierte hier das Rezept:

2 kg Karotten, 2 kg Zwiebel, 0.5 kg Reis, 2 Knollen Knoblauch; 2 kg Lammfleisch; das Ganze im Fett vom Lamm 2 Stunden gedünstet; schmeckt schon deshalb hervorragend, weil man 2 Stunden lang dem Gar-Vorgang zuschauen muss, während der Hunger immer größer wird…

Am Abend ziehen wieder Gewitter auf; während ich gerade am Netbook tippe, schlägt ein Blitz direkt in den großen, mindestens 20 m hohen Blitzableiter neben dem Bungalow ein; das Touchpad elektrisiert mich ordentlich, der Schutzschalter fällt – aber alles überlebt (Netbook, Bungalow, KG, …)

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Gert repariert noch schnell etwas an seiner ASW 22 (eine tägliche Übung …), während schon das nächste Gewitter heranzieht …

Mittwoch, 4. Dezember

Es wird Ernst – wir starten auf RWY 20; an sich kein Problem, die Betonpiste ist 1.6 km lang; allerdings sind am Anfang in dieser Richtung links und rechts immer wieder ein paar Büsche; beim Rausziehen unserer großen Flugzeuge der offenen Klasse (über 27 m Spannweite) sehen wir, dass wir beim Start maximal 1 bis 2 Meter von der Mittellinie abweichen dürfen, sonst fädeln wir bei diesen Büschen ein; und da noch dazu der Wind ziemlich schräg von der Seite kommt, ist das schon etwas spannend…

KG_Kuruman_2013_Bild6Nolde genießt den Flug im Blauen …

Da wir ohnehin erst um 12:00 loc in die Luft kommen, machen wir einen Erkundungsflug; Nolde erkundet die Gegend und die Massenträgheitsmomente eines Nimbus 4DM, ich erkunde was alles noch fehlt („Warum hat mir noch niemand die PDAs mit Südafrika-Karten / Lufträumen etc. geladen ???“). Es werden gemütliche 550 km.

Donnerstag, 5. Dezember

Wir starten noch später – und geben dafür etwas mehr ‚Gas’; so werden es rund 600 km; die Basis wäre bei ca. 4500 m NN gewesen – wenn es eine gegeben hätte; Blauthermik war angesagt …

Es entwickelt sich bereits ein Standard – Verfahren nach dem Fliegen: Pool – Steak – Rotwein Die Wettervorhersage für morgen ist nicht sehr gut – wir wollen das aber noch checken …

Freitag, 6. Dezember 2013

Der aktuelle Wetterbericht am Morgen schaut nun nicht mehr sooooo schlecht aus; vielleicht sollten wir heute doch fliegen gehen (und nicht in einen 300 km entfernten Nationalpark fahren).

Wir helfen Gert noch beim Wieder-Zusammenstecken seiner ASW22; Probleme mit der Rad-Bremse … und es ist gar nicht lustig, mit einem 800-kg-Flugzeug auf Beton zu landen und NICHT bremsen zu können – das Ding rollt dann wirklich 1500 m weit J

Wir starten als erste; geht schon recht zuverlässig, wenn auch etwas niedrig; nachdem die schwachen Bärte aber der Theorie gemäß in kürzeren Abständen stehen, fliegen wir Richtung Osten ab; wir gondeln meist in 2500 – 3000 m NN (das Gelände liegt hier auf 1350 m) Richtung Fryburg; es ist rasch mit ca. 5/8 bis 6/8 bedeckt, geht aber ganz gut vorwärts; nach ca. 185 km drehen wir um, fliegen Kurs 280; hier geht’s etwas langsamer, Schnitt fällt von > 120 km/h auf knapp über 100 km/h zurück; in der Gegend von Campbell (eine Game Lodge für ganz Reiche) queren wir nach Botswana…. Wir haben auch für dieses Jahr wieder per Notam eine Einfluggenehmigung WESTLICH von 23° Länge nach Botswana.

Botswana bietet uns einige Erkenntnisse: Entlang der Grenze zu Südafrika führt auf Botswana-Seite eine Super Asphalt-Straße; die kenne ich schon vom letzten Jahr; und ich habe weder letztes Jahr noch heuer jemals ein Auto darauf fahren sehen …

Weiter im Inland von Botswana gibt es kaum bis gar keine Anzeichen von menschlicher Aktivität; keine Straßen, keine Wege, keine Hütten oder Häuser – einfach NICHTS; nur Sand mit Gebüschen; WENN man dort landen sollte (müsste) ist man ohne Satelliten-Telefon vermutlich ziemlich hilflos, bzw. eine willkommene Nahrungsquelle für Löwen, die es dort geben soll ….

Die Thermik von Botswana ist dafür meist recht ordentlich – so auch diesmal J; aus Zeitgründen drehen wir trotzdem nach einigen -zig km wieder Richtung Südost; unser nächstes Ziel: Postmasburg; wir überqueren dabei die ‚Langen Berge’ (die heißen wirklich so – auf Afrikaans …), und den Ort Olifantshoek (Sausi wird sich noch daran erinnern). Und nun wird die Luft lebendig: Wir genießen Bärte mit mehr als 5 m/s; die Basis steigt auf 5000 m an – DAS erlaubt nun natürlich einen entsprechenden Schnitte (140 km/h und mehr). Natürlich wird auch die eingebaute Sauerstoff-Versorgung angeworfen.

KG_Kuruman_2013_Bild7 Blick auf die ‚Langen Berge’: Beeindruckende Formationen im Niemandsland ….

Hinter Postmasburg wird es aber komplett blau; auch unser ursprünglicher Plan, das einzige Sperrgebiet weit und breit zu umfliegen, muss geändert werden – es ist auch auf dieser Strecke nur noch blau; also noch mal Richtung Nordwesten, zu den ‚Langen Bergen’.

Hier geht’s noch immer sehr gut; allerdings lässt uns die letzte große Wolke dann im Stich; es ist ja auch bereits 18:00, und die Zeit beginnt uns davon zu laufen; also mutig Richtung Kuruman retour; am Wege dorthin gibt’s noch ein paar kleine Wölkchen; die werden durch die nun sehr schräg stehende Sonne von den ‚Hängen’ kleiner versteinerter Dünen ausgelöst – und tatsächlich spendieren sie uns noch einen guten 1 m/s Bart; nun wird’s zum Rechnen: Einerseits sollten wir noch vor Sunset (19:11 lokal) landen, andererseits hoch genug raufkurbeln um noch 30 km Strecke NACH dem Überflug von Kuruman zu machen (natürlich hängen wir nun schon gierig am km-Zähler, ob es ein 1000er wird…). Und es gelingt dann tatsächlich: Als der km-Zähler im PDA auf 1002 steht, funken wir: ‚Kuruman traffic, glider KiloGolf turning left base for RWY 02’ (Kontroller, Turm etc. gibt’s hier ja nicht, obwohl täglich ein paar Turbo-Props, kleine Jets etc. landen / starten – man sagt einfach wo man ist und was man vorhat).

Die Auswertung ergibt dann rund 1005 km – ein großes Lob an Erazem, der diese kleinen ‚Sicherheiten’ im SeeYou-Mobile-Program eingebaut hat….

Der Tag endet natürlich wieder mit einer Standard-Programm-Variante: Pool – Steak – Bier…

Samstag, 7. Dezember 2013

Das Wetter genehmigt uns einen wohlverdienten Ruhetag; im Norden von Kuruman ziehen immer wieder Gewitter auf, zwischendurch gibt’s auch bei uns ein paar Regenschauer.

In unserer Lodge wird eine Hochzeitsfeier für ein schwarzafrikanisches Paar vorbereitet; ein großes Zelt für ca. 100 Personen, mehrere Kochtöpfe – so wie unserer, nur eben um einen Faktor 10 hochskaliert; und ab frühen Nachmittag wird’s dann laut – wir stellen uns auf Lärm bis weit nach Mitternacht ein; aber als wir um 21:00 vom Abendessen (diesmal in der Red Sands Lodge – ca. 15 km außerhalb von Kuruman) zurückkommen, sind die 100 Autos verschwunden, sämtliche Gäste weg, alles ruhig.

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Red Sands Lodge: Das Restaurant der Anlage; wird von Österreichern betrieben, die vor 40 Jahren nach Südafrika ausgewandert sind: TOP-Anlage, mit kleinem Pool, bestem Restaurant, und mit Springbock-Familien, die im Gelände frei herumlaufen

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Die Pfaue in unserer Shomatobe – Lodge ‚bewachen’ unsere Bungalows (im Hintergrund), und warten auf kleine Happen von unserem Frühstück…

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Gert – einer der beiden Hauptorganisatoren unseres Fliegercamps – füttert seinen Haus-Pfau ….

Sonntag, 8. Dezember 2013

Die Wetterprognose für die nächsten 2 oder 3 Tage ist schlecht; wir beschließen die 300 km in den Tierpark zu fahren. Also ein paar Notwendigkeiten schnell eingepackt, das Navi programmiert – da sind es plötzlich 520 km; das Navi will anscheinend einen großen Umweg über Upington fahren; wir zwingen es aber mehr auf die direkte Linie (nun mit 390 km) – und erhalten die Meldung dass da auch evtl. ein paar unbefestigte Schotterstraßen dabei sein würden …. na und, ein paar km Schotterstraße ist in Südafrika ja sowieso immer dabei….

Allerdings beginnt der Schotter bereits nach ca. 100 km; und er hört bis zum Ziel nicht mehr auf … die Fahrbahn wird schlechter, wir sitzen immer wieder mal auf … und weil wir natürlich rasch vorankommen wollen, passiert das auch mal bei 100 km/h. Alle 30 Minuten oder so kommt uns ein Auto entgegen; nur hin und wieder wird eine kleine Farm sichtbar.

Irgendwann wird es dem rechten Hinterrad zu viel – die Luft entweicht langsam; bis wir stehen bleiben, ist der Reifen natürlich komplett hin.

Bild 11 Nach Radwechsel
Nach erfolgreichem Radwechsel: Wohlverdiente saftige kühle Wassermelone …

Am Nachmittag erreichen wir den Kgalagadi Transfrontier National Park; der liegt im Dreiländereck von Südafrika – Namibien – Botswana, und erstreckt sich über ca. 200 x 300 km. Wir bekommen ohne Problem zwei komfortable Chalets – die Hauptsaison beginnt hier ja erst kurz vor Weihnachten, mit den mehr als 1 Monat dauernden Schulferien….

Wir reduzieren vorschriftsmäßig den Reifendruck auf 1.5 (Sandstraßen!), und fahren etwa 100 km in den Park hinein; dort treffen wir neben großen Springbock-Herden auch auf Gnus, Kudus, Eland-Antlilopen, Schakale, Wüstenfüchse; Schildkröten kriechen über die Sandstraßen – und machen die 50-km/h Beschränkung noch mehr verständlich … Highlights sind heute aber zweifellos die gelbe Kobra, die sich drohend aufrichtet, und die 2 Löwen …

Bild 12 Löwen
An Überlegungen zur Erhöhung der Löwenpopulation im Park wird bereits heftig gearbeitet…

Bild 13 Kobra
Kobras gibt’s hier auch in dieser Farbe – die sollen aber genauso giftig sein wie die schwarzen …

Bild 14 Vogelbau
‚Sozialer Wohnbau’ bei einer Vogelart (schauen aus wie Spatzen); die meisten davon betroffenen Bäume überleben das aber nicht lange … (fast wie im politischen Sozialismus); alternativ werden auch Leitungsmasten dafür verwendet – nicht gut für die Leitungen ….

Kulinarischer Abendausklang: Straußensteak, Springbock-Pie, Greek Salad (gibt’s mittlerweile ja überall auf der Welt), und Rotwein (DIE Sorte, die gerade vorhanden ist – war aber auch gut …)

Montag, 9. Dezember 2013

Wir fahren heute auf einer zweiten Route in den Park, Ziel: Die Mata Mata Lodge; immerhin auch 120 km (und wir werden damit auch nur das erste Drittel des Parks erkunden …).

Nachdem es in der Nacht heftig geregnet hat (die Wetterprognose hatte diesmal recht), stehen überall größere Pfützen – ein Segen für Vegetation und Tiere, ein Grund mehr zum vorsichtigen Fahren für uns (siehe unten …)

Bild 15 Nolde fährt unbekümmert
Nolde – als unser jüngster – hat den unbekümmertsten Fahrstil …

Je weiter wir in den Park kommen, desto mehr Tiere tauchen auf; von kleinen Füchsen die neugierig aus dem Bau schauen, über Giraffen die aus den Pfützen trinken, bis hin zu einem Geparden, der mit dem in der Nacht erjagten Springbock im Schatten einen Baumes liegt…

Bild 16 Wüstenfuchs
Junger Wüstenfuchs (oder wie auch immer der heißt) am Eingang zu seinem Bau

Bild 17 Überschwemmte Strasse
Der Regen der letzten Nacht war ziemlich ausgiebig ….

Bild 18 Erdhörnchen
Die Erdhörnchen in der Mata Mata Lodge sind es gewöhnt, gefüttert zu werden – Zutraulichkeit erkauft man immer am besten mit Futter … ist ja bei allen Säugetieren so ….

Bild 19 Giraffe trinkt
Für Giraffen ist das Trinken gar nicht so einfach … – Was sich der Konstrukteur wohl dabei gedacht hat?!?!

Bild 20 Springbock Herde
Springbock-Herden; ideale Opfertiere für Löwen, Geparden (und Menschen – sie schmecken wirklich gut)

Dienstag, 10. Dezember 2013

Ein starkes Gewitter um 03:00 früh, und ein ordentlicher Regenguss bestätigen die Wetterprognosen; wir bringen unsere Reifen wieder auf Normaldruck, und machen uns auf den Heimweg – diesmal aber wohlweislich über die vom Navi empfohlene Strecke über Upington (ist zwar 520 km statt 390 km, aber so ganz ohne Reserverad über die Schotterstraßen???). Landschaft und Straße sind beeindruckend: Meist schnurgerade Strecke; wenn nach 10 km mal eine leichte Linkskurve kommt (die auch unser Polo noch mit 130 km/h schafft), dann wird das natürlich durch ein entsprechendes Schild angekündigt.

Bild 21 Richtung Upington
Auf der Straße nach Upington: So sieht das 150 km lang aus; die Cumulus-Wolken verheißen zwar gutes Segelflugwetter, aber eben nur südlich und westlich von Upington (nicht gut für Startplatz Kuruman), und mit zu niedriger Basis für dieses unlandbare Gebiet.

Unterwegs passieren wir den Ort Olifantshoek; da auf allen Karten hier ein Flugplatz eingezeichnet ist, halten wir auch danach Ausschau: Ein Richtungswegweiser “Airport” zeigt uns auch die Abzweigung zum Flugplatz an; was wir vorfinden ist aber gelinde gesagt eine böse Überraschung: Was aus 4000 m durchaus noch wie eine brauchbare Sandpiste aussieht, entpuppt sich beim Lokalaugenschein als halb zugewachsenes und völlig unbrauchbares Gelände.

Bild 22 Olifantshoek Flugplatz
Der Flugplatz von Olifantshoek : Die Richtungswegweiser dorthin sind zwar wie neu; aber die Piste eher nicht… wir schauen hier übrigens auf Piste 29 :-)

Wieder in Kuruman, beobachten wir fasziniert, wie zwei jüngere Südafrikaner ihr Zelt am Campingplatz in der Lodge aufbauen; unglaublich wie viel Zeug die mithaben; weil viel Arbeit, gehen sie zwischendurch erst mal an die Bar; 2 Stunden später bricht kommt ein ordentlicher Regenguss – begleitet von ein paar kräftigen Flüchen der beiden – sie hatten das Überzelt noch nicht drauf :-). Dennoch: Um 06:00 am Morgen sind Zelt und alles andere bereits wieder verschwunden…

Um 03:00 gibt´s dann noch ein ordentliches Gewitter, mit viel Regen – das bedeutet: Kein Stress mit früh aufstehen; zu viel Feuchte ergibt hier eine zu niedrige Basis.

Mittwoch, 11. Dezember 2013

Ruhetag – noch immer kein Fliegen – wäre zwar am Nachmittag wieder möglich, aber ziemlich sportlich: Die Basis ist wirklich viel zu niedrig … Alternativ – Programm: Nolde wirft das Kesselfeuer an :-)

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Ein Flugtag: Es werden knapp 900 km; wir fliegen weit nach Botswana hinein, müssen uns aber dann durch ein ziemlich großes blaues Loch wieder nach Kuruman plagen … aber die afrikanische Thermik geht – meist – verlässlich bis Sunset (das ist hier derzeit 19:15 lokal); danach ist es aber in 20 Minuten ‚zappenduster’ …

Freitag, 13. Dezember 2013 – und DAS ist für uns KEIN Unglückstag

Wir starten wieder als erste, spielen bereits um 10:00 ‚Versuchsballon’; und da es recht gut geht, kommen die anderen beiden natürlich sofort nach. Wir fliegen erst 140 km nach Osten, plagen uns dann etwas gegen den Wind von ca. 30 km/h nach Nordwesten, queren dabei nach Botswana, und haben am letzten Schenkel nach Hause wieder das gleiche Problem wie gestern: Mehr als 200 km durch ein blaues Loch nach Hause … da wird dann schon mal in einem 0.5 m/s Bart geduldig gekurbelt, um endlich positive Zahlen am Gleitpfadrechner zu sehen (für Nicht-Piloten: d.h. man erreicht wieder den Heimatflugplatz); auf dieser Heimflugstrecke gibt’s praktisch keine Außenlandemöglichkeit. Am Abend landen wir nach 1010 km – und Nolde hat seinen letzten Flug in seinem Südafrika – Urlaub genossen, morgen fliegt er wieder in das nebelig-trübe und kalte Europa zurück.

Samstag, 14. Dezember 2013

Heute habe ich keinen Kopiloten – und Hans in seinem Arcus müsste heute auch allein fliegen; und da ich schon lange mal mit einem Arcus M fliegen wollte, frage ich Hans, ob er mich mitnimmt – ‚Ja natürlich – kein Problem’. Nach einem ersten Schenkel im Blauen, schwenken wir dann auf eine öfter hier auftretende Konvergenzlinie Richtung NW ein – und jagen den Arcus M mit konstanten 160 – 200 km/h unter den Wolken dahin; der 3. Schenkel aber wird dann wieder – erraten… – blau … und verlangt ein eher vorsichtiges Heimfliegen. Es wird ein schönes 750 km Dreieck….

Der Arcus M – meine rein subjektiven Eindrücke

Ein 20 m Doppelsitzer mit Wölbklappen, Eigenstarter, gleicher Solo-Motor wie in meinem Nimbus 4DM, allerdings 10 Jahre jünger, und in der Ausführung als Einspritzer mit ein paar PS mehr. Und diese machen sich beim Start sehr positiv bemerkbar: Obwohl der Arcus M nicht viel weniger wiegt als mein 4DM, steigt er beim Motor-Eigenstart signifikant besser weg.

Die aerodynamische Auslegung des Arcus hat – für mich – erstaunliche Folgen: Die Manövrierbarkeit ist für ein 20-m-Gerät einfach hervorragend; das Seitenruder wirkt fast wie bei einem kleineren Einsitzer, die Wendigkeit ist enorm. Kommt aber vielleicht auch daher, weil ich schon sehr lange große (mehr als 27 m Spannweite) Geräte fliege – und diese mich in Bezug auf Seitenruderwirkung nicht gerade verwöhnen…

Ein großer Vorteil sind die stark nach oben geschwungenen Flächen auch – und besonders – hier in Afrika: Die Büsche am Rande der Pisten sind für den Arcus kein Problem – er kann vermutlich die meisten kleinen Landepisten der Farmer etc. ohne Probleme benutzen; für unsere großen Vögel (4DM, ASW 22) wird’s hier problematisch …

Die Nachteile des Arcus M sind auch schnell aufgezählt: Der Nimbus gleitet um etwa 20% besser als der Arcus (und kostet auch um etwa 20% mehr, wenn man ihn neu kauft …); und für eventuelle Interessenten: Die Wartezeit auf einen neuen Arcus M beträgt derzeit etwa 3.5 Jahre L – ansonsten meine Empfehlung für den AKAFLIEG-Kassier: Kaufen …

‚And why did you select Kuruman airport for your gliding?’

Das war die Frage eines interessierten Zuschauers (und Modellflieger, wie sich herausstellte) aus Kuruman; er beobachtete unsere Startvorbereitungen, und die Starts; am Abend kam er dann eine Stunde vor Sunset wieder (wir hatten ihm ja etwas vorlaut gesagt, dass wir meist bis Sunset fliegen …), und schaute sich die Landungen unserer derzeit 3 Flugzeuge an.

Ja, warum fliegen wir ausgerechnet hier in Kuruman? Schließlich gibt es im südlichen Afrika mehrere Möglichkeiten, dem europäischen Winter zu entfliehen, und dabei schöne große Strecken über faszinierende Landschaften zu fliegen: In Namibien gibt es das große Zentrum in Bitterwasser, und dazu noch die 2 Farmen Pokweni und Kiripotib; diese 3 bieten sicher die besten Segelflugmöglichkeiten in den Monaten von November bis Ende Jänner. Allerdings sind sie auch mit Abstand am teuersten, und man lebt jeweils in Enklaven in der Wüste, ohne viel Alternativen. DAS will ich eigentlich nicht – ich will mir mein Abendessen und das Lokal dafür eigentlich lieber selbst aussuchen können….

In Südafrika hat sich Gariep (ziemlich genau in der Mitte zwischen Johannesburg und Kapstadt, am aufgestauten Oranje-Fluss gelegen) einen guten Namen gemacht; der Platz ermöglicht an fast jedem Tag mehr oder weniger große Streckenflüge, ist gut organisiert, und bietet auch Schlepp-Betrieb an. Aber nachdem ich dort bereits zehnmal den Dezember (jeweils bis kurz vor Weihnachten) verbracht habe, und dort alle möglichen Strecken zig-fach beflogen habe, wollte ich einfach mal was anderes…

Und warum gehen wir dann ausgerechnet nach Kuruman?

Weil wir hier z.B. allein und unabhängig sind; es ist ein einziger Container mit insgesamt 5 Segelflugzeugen am Platz; von diesen 5 Eigenstartern – es gibt hier keinen Schleppbetrieb – sind im Moment nur 3 ‚in Betrieb’; die Piloten der übrigen Segelflugzeuge kommen erst nach Weihnachten bzw. erst Anfang Jänner …

Weil die Kooperation mit den großen Turboprops und kleinen Jets (fast jeden Tag landen oder starten hier ein oder mehrere) hier in Kuruman sogar einfacher ist als z.B. ein Spätabends-Anflug in Gariep, wo eben in der letzten halben Stunde des Flugtages zehn oder mehr Segelflugzeuge landen … Nicht dass dies ein all zu großes Problem wäre – aber hier in Kuruman ist das einfach gar keines…

Bild 23 Große und kleine Flugzeuge
Flugplatzleben in Kuruman: 2 Turboprops im Hintergrund, ein eingepacktes Segelflugzeug im Vordergrund, und 20 zukünftige Piloten aus dem örtlichen Kindergarten auf Besuch

Weil Kuruman segelfliegerisch vermutlich noch besser ist als Gariep; die Kalahari-Wüste spendiert uns oft die Bedingungen für ganz große Strecken; und es gibt weniger oft die starken NW-Winde, die bei Flügen in Gariep diese schönen ‚Versatz-Kringel’ beim Kurbeln ergeben … Wenn wir von Gariep aus manchmal recht mühsam die Gebiete in Kuruman-Nähe erreichten (meine Kopiloten – mittlerweile die halbe Akaflieg Graz – erinnern sich vielleicht an Ortsnamen wie: Olifantshoek, Postmasburg, Griekwastat: Die liegen alle in einfacher Reichweite von Kuruman), dann schwärmten wir immer von den Wolkenstraßen, von fantastischen Aufwinden und Thermikhöhen hier – warum also nicht gleich in diesem Gebiet starten?

Weil der Ort Kuruman – mit seinen laut Wikipedia 15.000 Einwohnern – einiges zu bieten hat: Eine recht große Auswahl von (fast) allem: Von einer Vielzahl von guten Restaurants, Unterkünften und Lodges, Autowerkstätten (die in 15 Minuten uns den neuen Reifen montiert hat), über mehrere Baumärkte bis hin zu Vodafone-Shops mit gut ausgebildetem Leuten (die auch meinen entsperrten Datenstick von ‚3’ mit der kopierten Software und einer SIM-Card von Vodafone zum Laufen gebracht haben…)

In Kuruman fliegen wir eigentlich nur, wenn große Strecken möglich sind (in Gariep fliegen die meisten Piloten jeden Tag); daher sind wir z.B. gestern und heute am Nachmittag gar nicht gestartet, weil Überentwicklungen, Gewitter und Schauer angekündigt waren. Allerdings wären sicher an beiden Tagen Flüge von einigen Stunden Dauer – und entsprechende Strecken – möglich gewesen. Aber ‚chillen’ (ein hier gelernter Ausdruck für ‚faul herumhängen’) ist ja auch schön…

Dienstag, 17. Dezember 2013: Unser dritter 1000-km-Flug heuer

Es geht schon kurz nach 10:00 Uhr los – gute Bärte, Basis schon zu Beginn über 3000 m; wir fliegen ab nach Süden, zusammen mit Gerts ASW 22 BLE. Nach ca. 140 km wird aber das Wetter in diese Richtung deutlich schlechter, die

Billd 24 Gert und ASW22 unterwegs zum nächsten 1000er
Gert und ASW22BLE unterwegs zum nächsten 1000er

Steigwerte gehen zurück, wir biegen – langsam und eher unkoordiniert – immer mehr Richtung Westen ab; da aber der Wind hier immer mehr zunimmt, wenden wir energisch Richtung NNW – Botswana ruft! Und – nach ein paar Kilometern mit ‚Verzweiflungskurven’ (ich finde die Bärte hier einfach nicht) fängt es dann über den ‚Langen Bergen’ so richtig an: In über 4000 m unter Bilderbuch – Wolken erhöhen wir unseren Stundenschnitt auf über 150 km/h; mein neuer Kopilot Jürgen (aus Gerts Verein) staunt über das so absolut unbewohnte (und wohl auch unbewohnbare) Gebiet von Botswana;

Billd 25 Über den Minen von Postmasburg
3000 m über den Minen von Postmasburg: Hier wird Eisenerz abgebaut; in der näheren Umgebung gibt es vor allem 85% des Welt-Mangan-Vorkommens

knapp nach dem Grenzüberflug treffen wir eher zufällig wieder auf Gert – der die gleichen Kurs-Ideen hatte wie wir – und fliegen gemeinsam weiter in die Botswana-Leere, bis wir in einer Entfernung von knapp 300 km wenden und wieder Richtung Kuruman fliegen. Bald darauf lassen auch die Steigwerte – bisher meist 4 – 5 m/s; einmal hat Jürgen sogar einen 6.5 m/s Bart fotografisch festgehalten – deutlich nach, wir bleiben hoch – aber diesmal hält sich das übliche ‚blaue Loch’ in Grenzen, und wir erreichen ziemlich gleichzeitig wieder unsere Heimatbasis; Gert in 4500 m, wir etwa 2000 m tiefer (vielleicht hätte ich doch mehr Höhe halten und weniger aufs Tempo drücken sollen…). Aber es gibt ja immer noch Thermik, wenn auch etwas schwächer, und wir nutzen diese um noch weitere 130 km abzuspulen – Zeit haben wir diesmal genug bis Sunset, dank unseres bis dahin hohen Schnittes …

Billd 26  KG + Jürgen fliegen bereits mit Sauerstoff
Der Sauerstoff weist auf unsere derzeitige Höhe von > 4000 m hin … so gleitet man beruhigt nach Hause

Mittwoch, 18. und Donnerstag, 19. Dezember 2013: Keine Flugtage – dafür Zeit zum Schreiben …

Eine relativ feuchte Luftmasse liegt über unserem Gebiet, und bringt Überentwicklungen und Gewitter am Nachmittag; obwohl durchaus jeweils ein Flug von einigen Stunden möglich wäre, bleiben wir am Boden, und genießen die Urlaubstage.

Bild 27 Das angekündigte Gewitter
Am Nachmittag ist die entsprechende Temperatur erreicht, und sehr schnell schießen die Gewitterwolken hoch – verbunden mit heftigen Böen, gefolgt von Schauern… unsere Shomatobe Lodge mit Pfau …

Die Wettervorhersage ist auch für morgen / 20.12. nicht wirklich gut (aber die muss ja nicht unbedingt stimmen!); und da der 21.12. mein Abrüst- und Einpacktag sein wird, sind das vermutlich die letzten Zeilen dieses Berichtes. Am 22.12. werde ich nach Johannesburg fahren, und mich dann in Graz wieder in die weihnachtliche ‚Besinnungs-Hektik’ stürzen …

Aber ich freue mich schon jetzt auf das nächste Südafrika-Segelfluglager; aller Wahrscheinlichkeit nach wieder in Kuruman ….

Und wer kommt im nächsten Jahr mit ???

 

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