Die Idee – Warum Kuruman?

Zehn Jahre Segelfliegen in Südafrika, und wie jetzt weiter?

von Gert Kalisch im Januar 2012

Nach Stippvisiten in Australien entschieden wir uns, 2002 im südafrikanischen Gariep Dam unsere Erfahrungen im Langstreckensegelflug zu sammeln.
Nach nunmehr 10 Jahren kann man nur sagen, Südafrika bietet hervorragende Bedingungen für den ambitionierten Streckensegelflieger. Hier liegen die Ansprüche an einen Fliegerurlaub mit den Möglichkeiten der aktiven Erkundung des wunderschönen Landes eng beieinander. Nicht die Abgeschiedenheit einer Salzpfanne oder Farm bestimmen den Urlaubsverlauf, sondern das Leben im pulsierenden, typischen afrikanischen Lebensraum.
Die gern in Europa kolportierte Meinung der schwierigen oder gar gefährlichen Situation im täglichen Leben haben wir nicht gefunden.
Das Fliegen in Gariep Dam hat uns die Möglichkeit gegeben, den östlichen Teil Südafrikas ausgiebig zu erkunden. Der Flugraum, den man grob mit einem Radius von 400 km um den Flugplatz benennen kann, geht im Osten bis zu den Drakensbergen, im Süden bis an die Kante wo das Hochplateau zum indischen Ozean abfällt und im Westen und Nordwesten bis zum Ende der Wüste Karoo. Der Norden ist nach ca.150 km durch die Lufträume von Bloemfontein und Kimberley eingeschränkt.
Dieses Fluggebiet ermöglicht es, bei einer max. zu Verfügung stehenden Flugzeit von 9 Stunden, mit gewisser Regelmäßigkeit Flüge von 1000 km zu machen.
Die Thermik beginnt relativ früh, führt dabei aber immer in ein thermisch schwächeres Gebiet nach Osten. Zwangsläufig muss man dann nach der ersten Wende den gleichen Weg zurück, um Anschluß an die besseren Bedingungen im Westen und Nordwesten zu finden.
Genau diese „besseren Bedingungen“ (siehe die folgenden Bilder) sind es, die seit Jahren unsere Aufmerksamkeit geweckt haben.

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Das Gebiet nördlich Douglas und weiter nach Norden bis an die Grenzen von Namibia und Botswana stellte sich bei der täglichen Betrachtung der Wetterkarten in großer Regelmäßigkeit als deutlich besseres Wetter heraus. Leider gab es nicht die Möglichkeit, die täglichen Flugleistungen von Gariep Dam aus mit Flügen im Norden zu vergleichen.
Dort gibt es einfach keine aktiven Segelflieger.
Deshalb reifte bei uns der Gedanke, dieses Gebiet mit einer „Erkundungsmission“ zu testen.
Der Zeitpunkt war im Dezember 2011 gekommen.
Als Ausgangspunkt wählten wir Kuruman, eine Stadt zwischen Upington und Vryburg gelegen und damit näher an der vorherrschenden Luftmassengrenze zwischen der trockeneren atlantischen und feuchteren Luft vom indischen Ozean. Unsere Hoffnung war es, die häufig auftretenden Konvergenzen in unsere Flugplanungen einzubeziehen.
Das Ergebnis war überzeugend. Exzellente thermische Bedingungen mit Steigwerten am Limit und Basishöhen ca. 1000 m höher als in Gariep sollten Flüge von 1250 km möglich machen.
Wichtig für uns war es, das Gebiet Richtung Botswana kennen zu lernen. Auch hier kann man über die meteorologischen Bedingungen nur positives berichten. Allerdings ist es schon gewöhnungsbedürftig festzustellen, dass ab der Grenze nach Norden hin die Zivilisation auf zu hören scheint. Karges Buschland dominiert den Ausblick bis zum Horizont.

Fazit: Dieses Gebiet ist es Wert, für den Segelflug aktiv erschlossen zu werden. Deshalb haben wir entschieden, die nächste Saison mit einem kleinen 6-Mann-Team im nord-westlichen Südafrika zu verbringen. Dabei bieten sich Ausgangspunkte in Kuruman aber auch Douglas hervorragend an.
Eine reizvolle Aufgabe, die sicher bald weitere Segelflieger begeistern wird.