Erkundungsmission 2011/2012

Mission Exploration

von Norbert Kalisch

Wir haben eine Einladung für ein dreiwöchiges Camp in Kuruman!
Der Plan ist es, am 5. Dezember mit drei Flugzeugen nach Kuruman umzusetzen – eine ASW 22 und ein Nimbus 4DM im freien Flug und eine DG 800 im Hänger – zurück in Gariep Dam wollen wir am 22. Dezember sein.

Seit Ende November waren wir in Gariep. Es lief das übliche Programm ab, aufrüsten, alles „Afrika tauglich“ machen und, für uns speziell, den Ausflug nach Kuruman technisch und organisatorisch vorbereiten.
Am 30. November waren wir dann einsatzbereit. Wir hatten Glück und konnten noch zwei schöne Flüge in Gariep machen.

Meist kommt es anders als man denkt

Der 4. Dezember brachte wieder einen Flugtag, an dem man sicher 1000 km fliegen konnte. Diesmal wollten wir, Stefan & Hans im 4DM (PK) und ich mit der ASW, zusammen angreifen. Prima Flug auf dem ersten und zweiten Schenkel bis Douglas. Von dort bot sich uns eine verlockende Aussicht in Richtung Nord und Westen. Es sah zwar etwas gewittrig aus, aber wir wollten doch noch ein paar Kilometer versuchen. Gesagt, getan und wir düsten los. Es ging toll geradeaus, doch als wir nach 100 km mal wieder kreisten, war hinter uns alles zu. Dumm gelaufen – nun das Beste draus machen. Wir entschieden uns, Kuruman als Landeort zu wählen. Das sah zwar auch alles recht gewittrig aus, aber wir hatten fast 4000 m abfliegbare Höhe. Dann ging alles schnell, zügig hinein in die graue Wand (kaum Regen) , Blindspruch absetzen und Landung in Kuruman. Die Bahn stand bei der Landung noch unter Wasser, somit konnten wir auf eine weitere Wäsche der Flieger verzichten. Nette Leute, Begrüßungsbier und erstklassiger Service beim Verankern der Flieger. Letztlich wurden wir zur Übernachtung in eine der angesagtesten Lodges gebracht. Jetzt sind wir hier und sehen mal weiter.

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Am 5. und 6. Dezember war das Wetter hier fluguntauglich. Das gab uns genügend Zeit, unsere Begleiter und das notwendige Equipment von Gariep zu überführen.
Der 7. Dezember sollte wieder fliegbar werden. Die Thermik begann gegen 11.30 Uhr und wir machten uns auf den Weg. Viel Wind brachte merkwürdige Wolkenentwicklungen hervor. Oben lagen kleine Lentis und darunter bildeten sich Cu. Das machte das Unternehmen nicht unbedingt leichter, zumal die Wolkenentwicklung immer mehr vom Westen her abtrocknete. Es blieb nichts anderes übrig als einen Jojo in diesem Gebiet zu fliegen. Mit viel Mühe landeten wir nach 700 km.

Seit dem 9. Dezember sind wir dreieinhalb People mehr in Kuruman. An genau diesem Tag fliegt Gert laut Ipaq 1000,70 km – leider macht die Auswertung im OLC nur rund 997 km draus.

Das Wetter zickt seither etwas rum, zum Trost scheint das in ganz Afrika so zu sein.
Am 12. Dezember hatten wir den ersten gemeinsamen Flugtag, nach Durchzug einer mittelschweren Gewitterfront am Vortag. Miese Blauthermik mit unterirdischen Arbeitshöhen ließen keinerlei Platz für den berüchtigten „Genuss-Segelflug“!
Dank des 45km/h-Winds konnten wir wenigstens schwache Wellen fliegen. Folglich wollten wir dann dieses sehenswerte Ergebnis auch nicht der Öffentlichkeit präsentieren.

Der Folgetag begann besser

Ab 11 Uhr lokal standen die ersten Cumulus am Himmel. Laut Prognose sollten sich diese recht flott zu kernigen Gewitterzellen und später zu einer Linie direkt über uns ausbilden. Wir starteten sehr turbulent kurz nach 12 Uhr.
Mächtiger Wind – nach dem Erreichen der Abflughöhe zeigt der Rechner 55 km/h. Nach nur 50 km stehen die ersten größeren Schauerzellen, die Basis will auch nicht so recht anheben – dafür stehen jetzt 63 km/h auf der Windanzeige – und das auf der Nase!
Wir drehen nach 150 km um, nördlich von Kuruman wird die Wetteroptik wieder besser! Bis kurz vor Botswana bietet Afrika genau das, was man hier haben will.
Der Heimweg ist dann allerdings „furztrocken“ … – das soll mal einer verstehen!
Um die 700 km stehen auf dem Zähler, als wir knapp 2 Stunden vor Sunset versuchen, bei brutalem Seitenwind die Flieger nicht zu zerlanden!

Am 17. Dezember stellt sich auf allen erdenklichen Karten endlich ordentliches Wetter dar. Nur blau soll es wieder werden.
Wir zupfen bei Zeiten die Bezügen vom Flieger, Benzin und Wasser rein, alles Fertig vor 10 Uhr auf der Bahn 02!

Ab 10:40 Uhr zeigen sich weit östlich erste Quellungen. Also folgerichtig Start gegen 11 Uhr lokal. Die ersten zwei Stunden sind eher Kampf ums Obenbleiben, trotzdem geht´s im Schneckentempo Richtung Wolken, die es schließlich laut Wetterbericht gar nicht gibt!

Nach etwa 170 km gibt´s dann endlich auch richtig gutes Steigen, unser Stundenmittel ab da beträgt um die 150km/h. Nach ca. 300 km drehen wir um, keiner weiß genau wo.
Der nächste Schenkel in Richtung Douglas rennt dann richtig, leider ist 138 km vor dem Wendepunkt Ende mit Cu, aber wir können an der Kante zum Blauen bis 5300 mNN kurbeln.
Also wieder kehrt und Richtung 330°. Trotz erstklassiger Optik macht das Wetter keinen griffigen Eindruck mehr, Bärte um 1,2 m/s müssen angenommen werden, um die nächsten Sprünge überbrücken zu können. Das abbauende Wetter mit sinkender Basis lassen einen Weiterflug nach Nordwest nicht mehr zu. Wir müssen auf Heimatkurs abdrehen, auch dort sieht´s nicht mehr sehr einladend aus.
Mit viel Mühe und Glück finden wir unter riesig breitgelaufenen Wolkenresten Anschluss.
Die Höhe reicht, um pünktlich zu Sunset mit etwas über 1000 km in Kuruman auszurollen.

Heute, am 18. Dezember sollten eigentlich ab dem frühen Nachmittag überall in unserer Gegend kräftige Gewitter toben. Jetzt ist es halb 4pm, wir sitzen in unserer Lodge, es ist allerfeinste 4/8 Cumulusbewölkung – ohne gefährliche Tendenz.
Wir wollen mal hoffen, dass das noch wird – und zwar zügig!
Der Tag hatte leider erst in der Nacht die schon zum Nachmittag versprochenen Gewitter gebracht!
Man kann also von einem verschenkten Riesenritt ausgehen.

Darum lassen wir am darauffolgenden Tag gar nicht erst die Frage aufkeimen, ob wir wollen, obwohl die Vorhersage schlechter ist, als am Vortag.
Wir zotteln die Flieger also auf die „02“ und harren der Dinge!
Dieses Mal geht´s erst kurz vor 12 Uhr in die Luft, die damit verbleibende Tageszeit spricht nicht gerade für uns.
Die erste drastische Kursänderung stellt sich auch gleich nach 115 km ein, hier ist Wetterende!
Also, alles was geht Richtung Nordwest – ein konkretes Ziel haben wir nicht vor Augen. Nach 6 ½ Flugstunden gleiten wir auf eine 8/8-Kante auf.

Diese konvergiert dann glücklicherweise doch ganz leicht mit Steigen um die 0,8m/s! Wir können das für weitere 170 km gut nutzen. Danach zerfallen alle Wolken in rasanter Geschwindigkeit.
Wir setzen die Segler kurz vor Sunset auf den glühenden Asphalt – trotzdem zweimal über 1000 km und zwangsläufig ein sehr hoher Schnitt (144 km/h).

Der 20. Dezember verspricht Thermikende um 15 Uhr lokal, bei ordentlicher Gewittertätigkeit vorab. Zuviel Gefahr für ein nicht wieder Heimkehren … – am Abend stellt sich heraus, es war wieder ein Fehler, nicht zu fliegen!

Der 21. Dezember verspricht flächig gute Bedingungen.
Halb 12 Uhr starten wir, es geht mit dem ersten Bart und über 5 m/s auf 2400 m über Grund nach oben. Das lässt uns hoffen, dass es wieder ein schneller Tag wird.
Nach etwa 100 km macht die Cumulusbewölkung den Himmel dicht, die Top´s der Cu´s laufen breit und werden nicht mehr weg geheizt.
Etwas mühevoller, aber unkritisch verläuft der Rückflug. Ab Höhe Kuruman lockert alles etwas auf, so dass wir weiter nach Nordwesten fliegen können.
Auch hier, in diesem Bereich läuft alles später breit. Bei 224 km auf unsere Homebase drehen wir vor einer komplett schwarzen Wand um. Für die letzten beiden Schenkel bleibt nun nur noch der Westen frei von Abschirmungen. Gert erwischt seinen letzten Bart mit über 2,5 m/s und kann sich damit auf 4570 mNN schrauben.
Ich versuche mein Glück weiter nördlich unter 8/8 Bedeckung. Mit einem Meter Steigen geht´s hier deutlich zäher aufwärts und die Zeit läuft davon.
Am Abend steht einmal 1000 und einmal keins im Flugbuch. ;o)
Trotzdem ein irrer Ritt!

Am 22. Dezember wollen wir eigentlich nach Gariep umsetzen. Nach dem Aufwachen und dem ersten Blick an den Himmel wird das Projekt direkt verschoben – es regnet aus einer geschlossenen Wolkendecke!

Der 23. Dezember muss uns bringen, schließlich steht die Weihnacht vor der Tür. Wir starten gegen halb 11 Uhr ins Blaue. Den gesamten Flug sehen wir am Horizont Quellungen, eben nur am Horizont.
Mühsam wühlen wir uns durch das afrikanische Buschwerk die 400 km nach Gariep. Landung um 15:30 Uhr, die Bodencrew schlägt eine Stunde später auf.

Nun kann der Weihnachtsmann kommen!